In dem Artikel Sake Ukiyo-e Pairing: welcher Sake passt zu Toyohara Kunichika? wurde bereits die Frage nach dem „Warum“ angerissen. Wieso schreibe ich über Ukiyo-e Sake Pairings? Was soll das eigentlich?


Ich mache dieses kleine Experiment, um Sie für japanische Kunst zu begeistern.

Mit Sake?

Ja. Es geht um den Zugang zur Kunst, auch wenn das „Wie“ auf den ersten Blick eine seltsam extravagante Spielart ist.

Aber muss das denn sein? Ist das nicht eine schnöde „eventisierung“ von Kunst? Das hat die Kunst doch gar nicht nötig. Sie ist die Königin. Kunst ist doch immer noch KUNST.

Aber wo stehen wir denn eigentlich mit der lieben Kunst? Ich versuche es hier einmal mit einem harten Einstieg in das Thema: Kritiker, Experten, Künstler, Liebhaber und Laien, wir alle haben uns vermutlich schon häufig an der bewegenden Frage „Was ist Kunst“ abgearbeitet und stoßen damit immer wieder an unsere Grenzen. Was mich aktuell aber viel mehr beschäftigt, ist die Frage „Wie eignet sich Mensch Kunst eigentlich an?“. Im Grunde zieht sich diese Frage durch meinen gesamten Blog und ich finde, sie darf ruhig einmal genau so ergebnisoffen im Raum stehen, wie die Frage nach dem „Was ist Kunst“. Denn wie erleben wir Kunst? Wie viele Menschen beschäftigen sich überhaupt mit Kunst und wie viele tun es nicht? Wie und wann treffen wird denn auf Kunst? Bei den Großeltern im Wohnzimmer, in Museen, auf der Straße, in Blogs oder doch eher auf Instagram?

Ich will nun nur ungern die vielzitierten alten Weisheiten herauskramen, aber doch, ja die Welt ändert sich. Demografie, Globalisierung, Digitalisierung, die Welt ist mehr denn je bereit, alles in Frage zu stellen, was einmal üblich war, und das betrifft natürlich auch den Kunstmarkt und die Rezeption von Kunst. Ist auch nicht erst seit gestern so…

Aber es passiert. Hier nur ein klitzekleines Beispiel: Künstler erreichen über Instagram auf ganz eigenen Wegen ihre Fans, ihre Käufer und ein gehöriges Stück Welt. Das macht vielleicht Galeristen und Kunsthändlern keinen Spaß, aber vielen anderen.

Doch darum geht es mir nicht im Wesentlichen. Viel bemerkenswerter finde ich, dass auf diesem Weg eine Demokratisierung und auch eine Form von Demystifizierung von Kunst in unterschiedlichsten Formen vor sich gehen. Protektionistische Ideen oder das Label des alleinig Exklusiven fallen, was vielen „Kunst-Insidern“, zumindest einigen, deutlich missfällt. Aber ja, die Kunst wird gerade digital vom Podest geschmissen – die KUNST.

Noch deutlicher ändert sich für mein Verständnis der Zugang zur Kunst. Klicken, liken, sharen, kaufen. Wer will, kommt auf einfachsten Wegen in Berührung mit Kunst, auch ohne sich je in Museen oder Galerien zu wagen. Vielleicht beginnt es spätestens jetzt, bei dem ein oder anderen innerlich zu rumoren. Das ist doch schade… wer sich für Kunst interessiert, will sie doch auch leibhaftig vor sich sehen… klicken, liken, sharen, was ist denn das für ein beiläufiges Erleben von Kunst? Vieleicht ist das beiläufig, aber es ist ein Zugang zu Kunst und ganz beiläufig ändert sich eben vieles, z.B. die Sozialisierung hin zu einem selbstverständlicheren Umgang mit Kunst. Bei jedem? Nein, sicher nicht, aber zumindest bei jedem, der offen ist, sich von anderen inspirieren zu lassen, selbst wenn dies nur über einen beiläufigen Klick geschieht.

Ich finde, das ist eine große Chance für Künstler und auch für die Kunst. Doch wie bei allem, gibt es Für und Wider. Die Flut der Bilder steigt. Auch die Kunst zeigt sich zwischen Schnappschuss und Hochglanzpräsentation – und das reichlich. Die Gefahr, das Produkt wird kalt. Das eine ist wie das andere, eben austauschbarer Glanz. Und ich meine damit nicht nur die moderne Kunst.

Dann gleitet die Kunst also doch ab?

Mitnichten. So weit sind wir noch nicht.

Aber wo der Überfluss herrscht, steigt natürlich auch der Druck, den Kunden oder Rezipienten wieder zu erreichen. Es ist alles nur kleines Einmaleins. Und schon sind wir wieder bei der Differenzierung. Vielleicht lässt es sich noch anders ausdrücken. Was wird erforderlich sein, um Menschen künftig für Kunst zu begeistern, für ein wirkliches Erleben von Kunst? Viel Leidenschaft, Arbeit, Liebe zum Detail und vor allen Dingen Authentizität, bei allen, die sich mit der Kunst beschäftigen.

Ich möchte gerne erreichen, dass sich auch absolute Japan-Neulinge mit japanischer Kunst beschäftigen. Dazu brauche ich Ihre Aufmerksamkeit und einen einprägsamen Moment. Vielleicht werden Sie sich ja erinnern, an das Ukiyo-e Sake Experiment oder an das seltsame Wort Umami. Vielleicht interessieren Sie sich nun für guten Sake, vielleicht aber auch für einen guten japanischen Druck. Und vielleicht überlegen Sie, nun doch eine der kommenden Ausstellungen über japanische Kunst zu besuchen. Wenn ja, wäre mein Experiment geglückt – auf meine ganz persönliche Art und Weise.

Dann muss die Kunst ja doch zum Event werden, laut und grell, oder zumindest extravagant?

Nein, das muss sie nicht. Aber sie braucht Töne, nicht die lautesten, aber eben ihr ganz eigenen.

Wie sehen Sie’s? Ich freue mich auf Ihre Kommentare. Bitte ganz nach unten scrollen.