Ich glaube, ich muss jetzt mal Farbe bekennen – nicht nur angesichts des Titels dieser Ausstellung. Ich muss gestehen, ich wurde schon von einigen Münchnern gefragt, warum ich auf meinem Blog noch nie über die MICHEKO GALERIE geschrieben habe. Immerhin ist es eine Galerie, die ausschließlich japanische Künstler zeigt, und das noch mitten in München.


Tatsächlich hat mich auch schon oft das schlechte Gewissen geplagt, dass ich über Museen in Israel und Genua schreibe, aber nicht über eine tolle Galerie, die gleich vor meiner Haustüre liegt. Und tatsächlich bin ich mit eben diesem schlechten Gewissen vor ein paar Tagen in die Theresienstraße gefahren, um die aktuelle Ausstellung von Kenichi Yokono in der MICHEKO GALERIE zu sehen: red hot.

©Kenichi Yokono/courtesy Micheko Galerie

Und nun zur Farbe, denn die Sache ist so: Wer meinen Blog kennt, der weiß, dass ich selten über zeitgenössische japanische Kunst schreibe, als vielmehr den traditionellen Künsten, insbesondere dem Farbholzschnitt, verfallen bin. Die MICHEKO GALERIE widmet sich dagegen ausschließlich der zeitgenössischen japanischen Kunst. Daher haben die Themen von Kunst aus Japan und der MICHEKO GALERIE für mein Empfinden nur selten zusammengepasst.

Aber diesmal ist es anders. Mit red hot zeigen Keiko Tanaka und Michele Vitucci moderne Farbholzschnitte, die mich absolut faszinieren. Dabei werden hier keine Drucke auf Papier gezeigt. Zu sehen sind Holzstempel, die natürlich dafür geeignet wären, damit „Abzüge“ auf Papier zu drucken. Kenichi Yokono hat dagegen eben jene Holzstempel in Rot und Weiß eingefärbt. Und das war es dann. Von diesen Plattenwird nichts mehr gedruckt. Die Druckplatte selbst wird zum Kunstwerk und ist als Unikat gesetzt.

Die vielen kleinformatigen Druckplatten waren ursprünglich Vorlagen für Illustrationen zur Bebilderung einer Zeitungskolumne.

©Kenichi Yokono/courtesy Micheko Galerie

Eines meiner liebsten Motive ist dieses. Wie ich lernen durfte, zeigt es Kenichi Yokono selbst, zusammen mit seiner Tochter in seinem Wohnzimmer. In dem Motiv des Holzschnitts hängt an der Wand ein Bild, das wiederum ein Holzschnitt von Kenichi Yokono ist. That’s life.

Keiko Tanaka und Michele Vitucci haben gemeinsam 2010 die MICHEKO GALERIE eröffnet. Dabei ist es insbesondere Keikos Aufgabe, die Galerie mit japanischen Künstlern und japanische Künstler mit der Galerie zusammenzubringen. Sie zeigen Kunst des modernen Japans – man könnte auch sagen, der „modernen Welt“. Nicht jeder Schau ist auf den ersten Blick anzusehen, dass es japanische Künstler sind, die hier präsentiert werden. Aber am Ende sehen Sie hier immer Kunst, die eben doch die japanische Handschrift trägt. Wer die MICHEKO GALERIE regelmäßig besucht, wird Schau um Schau besser verstehen, was dieses gewisse Etwas ist, das eben doch nur ein japanischer Künstler zustande bringt. Denn am Ende geht es auch in der zeitgenössischen japanischen Kunst um ein tief verwurzeltes japanisches Kunstbewusstsein und „Kunstkönnen“. All dies ist einfach da, wie ein endloser kontinuierlicher roter Faden. Ohne Gestern kein Heute und kein Morgen… klar, das ist überall so, aber es ist besonders zutreffend für die japanische Kunst. O.k. jetzt höre ich lieber auf zu schreiben, bevor ich noch gänzlich in den philosophischen Kitsch abtreibe – aber es ist schon was dran.

Liebe Frau Tanaka, lieber Herr Vitucci, es war mir eine große Freude, red hot zu sehen und so viel Interessantes über Ihre Galerie und über Kenichi Yokono zu erfahren. Wie schon gesagt, diese Ausstellung hat nun wirklich zu Kunst aus Japan gepasst.

Mehr zur Ausstellung auf dieser Seite unter Aktuelle Ausstellungen über japanische Kunst.